21. Int. Schlittenhundewagenrennen Oberndorf / Geslau

21. Int. Schlittenhundewagenrennen Oberndorf / Geslau

Das erste Novemberwochenende ist inzwischen für mich ein fester Termin: Schlittenhundewagenrennen in Geslau! Über dieses Rennen bin ich letztes Jahr zum Laufen gekommen. Da wahrscheinlich nicht jeder schon einmal auf einem Schlittenhunderennen war möchte ich diesen Laufbericht dazu nutzen ein wenig über dieses schöne Hobby zu berichten und hoffe einen Eindruck vom Ablauf der Veranstaltung vermitteln zu können.


Ich werde im Laufe des Berichts immer mal wieder etwas Schlittenhunde-Wissen einstreuen, ihr erkennt diese Abschnitte an den grauen Boxen:

Begriffe aus dem Schlittenhundesport:

Musher: Musher sind die Schlittenhundeführer, also gleichermaßen die Läufer wie auch die Gespannfahrer.

Dog-Handler: Dies sind Helfer der Musher, sie unterstützen ihn bei der Pflege der Hunde sowie bei den Startvorbereitungen.

Stake-Out: Hier halten sich die Hunde vor und nach dem Laufen auf, i.d.R. werden Stangen in den Boden geschlagen zwischen denen Eisenseile gespannt werden an die wiederum die Hunde angebunden werden.

Stake-Out-Platz: Auf Rennen ist damit der komplette Bereich gemeint wo die Musher ihre Stake-Outs und Trailer abstellen. Besucherhunde haben hier nicht’s zu suchen.

Trail: Die Strecke auf der gefahren oder gelaufen wird.

(Nicht-) Reinrassig: Es gibt viele Kreuzungen zwischen Jagdhunden und klassischen Schlittenhunderassen mit dem Ziel die Hunde schneller oder robuster zu machen. Im Rennen werden daher reinrassige und nicht reinrassige Hunde getrennt gewertet. (Mehr zu den Schlittenhunderassen später im Bericht)

Das Schlittenhundewagenrennen in Geslau ist ein so genanntes Off-Snow Rennen, es wird also nicht mit dem Schlitten auf Schnee, sondern, wie der Name schon andeutet, mit einem Trainingswagen über Wiesen und Waldwege gefahren. Das Rennen kann nicht nur mit dem Trainingswagen sondern auch auf dem Fahrrad, einem großen Tretroller (Dog-Scooter) oder wie in meinem Fall laufend bestritten werden. Für Läufer geht es dabei über 4km während alle anderen Klassen 7,5km zu absolvieren haben. Ein Rennen besteht aus zwei Läufen, einem am Samstag und einem am Sonntag, beide Zeiten werden addiert und daraus die Wertung ermittelt. In Geslau gibt es am Freitag noch einen wertungsfreien Nachtlauf den ich dieses Jahr ebenfalls laufen möchte.

Für mich ist es die zweite Teilnahme in Geslau und auch generell auch erst mein zweites Rennen mit Hund überhaupt. Vor zwei Jahren waren wir als Zuschauer hier und haben Freunden ein wenig beim Einspannen der Hunde geholfen und uns das Rennen angeschaut. Sie fragten mich damals, eher im Spaß, ob ich nicht Lust hätte nächstes Jahr als Läufer mitzumachen: Hatte ich. Drei Monate vor dem Rennen in 2015 lernte ich Claudia und ihren Husky Snow kennen, einmal die Woche trainierten wir zusammen und ich weitere zweimal alleine zu Hause ohne Hund. So kam ich zum Laufen. Das letzte Jahr hat es für den 8ten Platz gereicht, ein Ergebnis mit dem ich mehr als zufrieden war und bin. Dieses Jahr ist die Situation eine andere: Ich habe ein Jahr mehr Lauferfahrung, aus den 4km, mein Limit im letzten Jahr, sind inzwischen 42,2km geworden. Dennoch fühle ich mich wesentlich schlechter vorbereitet: Geschwindigkeitstraining und kurze Strecken habe ich in den letzten Monat sträflich vernachlässigt, dazu kam unser Hausbau wodurch ich kaum Zeit hatte um gemeinsam mit Snow zu trainieren. Zu guter Letzt war es dieses Jahr auch noch viel länger zu warm, mit Huskys kann man bei Temperaturen über 15 Grad nicht trainieren. So blicke ich dieses Jahr auf gerade einmal drei Trainingsläufe mit Snow zurück, wo es letztes Jahr etwa 15 gewesen sein müssten. Dennoch ist es mir wichtig dieses Jahr ein möglichst gutes Ergebnis abzuliefern, denn Snow steht kurz vor seinem zehnten Geburtstag, es wird für ihn daher das letzte Jahr sein in dem er in der normalen Wertung mitläuft. Im nächstes Jahr wird er wenn als Happy-Dog (Senior) antreten und nur noch am Samstag starten.

Ich fahre am Freitag direkt von der Arbeit aus nach Geslau, Startnummernausgabe ist bis 17:30, der Nachtlauf beginnt dann gegen 18 Uhr. Kaum angekommen treffe ich schon auf Claudia, sie hat bereits meine Unterlagen abgeholt, als Halterin von Snow besitzt sie Impf- und Versicherungsausweis, beide Dokumente werden beim Check-In kontrolliert. Neben dem „Startnummerlätzchen“ sowie der Startliste gibt es noch etwas Werbung sowie ein Packen Hundefutter und Leckerlis vom Hauptsponsor Bosch. Bei Hunderennen gibt es für gewöhnlich Einzelstarts, die Abstände zwischen den Startern liegen bei Läufern bei 30 Sekunden, bei großen Gespannen bei zwei Minuten. Meine Startzeit für den Nachtlauf ist 18:18, ich habe also einen frühen Start. Als nächstes heißt es erst einmal Snow begrüßen, wie immer ist er fürchterlich aufgeregt wenn er einen Stake-Out-Platz betritt. Es sind bereits hunderte Hunde vor Ort, Gebell überall. Claudia hat neben Snow auch noch Chiko mitgebracht, ihren Windhund, der aber natürlich nicht am Rennen teilnehmen wird. Unseren eigenen Stake-Out werden wir erst morgen aufbauen, heute nehmen wir unsere Vierbeiner entweder mit oder lassen sie in ihren Boxen im Auto zurück. Wir drehen eine Runde über den Platz und schauen wer schon alles da ist. Da am gleichen Wochenende die deutsche Meisterschaft in Grünthalring stattfindet fehlen leider einige bekannte Gesichter, dennoch ist das Rennen so gut wie ausgebucht: Im Nachtlauf wird es ca. 80 und morgen und am Sonntag jeweils ca. 180 Starts geben. Insgesamt sind ca. 800 Hunde vor Ort.

Das Rennen wird von dem Verein „Sleddogfriends Oberndorf e.V.“ ausgerichtet. Der Verein ist nicht an den großen Schlittenhundeverband angeschlossen und das Rennen auch nicht Teil einer Meisterschaftsserie. Das hat vor allem für Einsteiger erhebliche Vorteile: Es wird keine Rennlizenz benötigt (diese setzt zwingend auch eine Vereinsmitgliedschaft voraus), es muss kein Better-Mushing-Seminar („Schlittenhundeführerschein“) nachgewiesen werden, Reinrassige Hunde benötigen keine Abstammungspapiere um in der Reinrassigen-Kategorie starten zu dürfen. Des weiteren ist die Stimmung sehr locker und entspannt, da es ja um nicht viel geht.

Nach einer Begrüßungsrunde geht es nochmal in das große beheizte Festzelt zum Aufwärmen. Oberndorf ist ein kleiner Ort, aber beim Schlittenhunderennen scheint hier jeder mit anzupacken. Es gibt eine lange Theke an der gegrilltes und dutzende Kuchen die auf uns warten, alles zu akzeptablen Preisen. Des weiteren wurde eine kleine Bar sowie eine Bühne aufgebaut. Auf einer Leinwand gibt es eine Live-Übertragung zum Startbereich, ein DJ macht Musik. Die Organisatoren haben hier wirklich großes vollbracht. Nach einem Aufwärmtee gehe ich mich umziehen. Es ist kalt geworden am Wochenende, 2 Grad, dazu immer wieder ein strammer Wind. Für die Hunde ist das gut, die letzten beiden Jahre hatten wir Nachmittags Temperaturen von um die 20 Grad, was jeweils dazu führte das, dass Rennen am Sonntag abgebrochen wurde und nur noch wertungsfrei gefahren wurde. Inzwischen ist auch meine Frau angekommen, die Zeit bis zu meinem Start unterhalten wir uns mit diversen anderen Mushern.

Was bellt denn da? Die verbreitesten Schlittenhunderassen:

 2016geslau_19 Siberian Husky:

Der bekannteste unter den Schlittenhunden, er wiegt zwischen 20 und 28 KG, Felllänge und Farbe kann stark variieren. Die bekannten blauen Augen sind kein typisches Rassenmerkmal sondern beruhen auf einem weit verbreiteten Gen-Defekt.

2016geslau_15 Malamute:

Die aus Alaska stammende Mallis gelten als die Lokomotive des Nordens, sie können gewaltige Lasten über sehr lange Zeit ziehen. Sie sind für gewöhnlich massiger als Siberian Huskies, besonders auffällig sind die großen Tatzen sowie die breitere Schnauze. Sie bringen bis zu 38 KG auf die Waage.

 2016geslau_18 Samojede:

Die weißen Schlittenhunde, sie sind kleiner, dafür sehr plüschig und haben eine spitze Schnauze. Sie gelten als recht lernfähig und können daher nicht nur für den Schlittenhundesport sondern auch als Begleithund eingesetzt werden. Samojeden sind recht „geschwätzig“, bellen also etwas mehr als andere Rassen, sie erreichen ein Gewicht von 22 bis 26 KG.

 2016geslau_20 Alaskan Husky:

Der Alaskaner gehört nicht zu den reinrassigen Schlittenhunden, typischerweise wird ein Siberian Husky mit einem Jagd oder Windhunden gekreuzt. Das Ziel besteht darin einen besonders schnellen, robusten oder gehorsamen Schlittenhund zu erhalten. Aussehen, Gewicht, Stärken und Schwächen variieren hierbei sehr stark. Auf den berühmten Langdistanzrennen wie dem Iditarod oder dem Yukon Quest stellen die Alaskaner die größte Gruppe der eingesetzten Hunde.

2016geslau_17 Hound:

Der Hound ist eine für Sprintrennen optimierte Züchtung die hauptsächlich in Europa anzutreffen ist. Die Hunde haben optisch nur noch wenig Ähnlichkeit mit typischen Schlittenhunden und sind auch deutlich kälteemfpindlicher.

Der Nachtlauf

Zehn Minuten vor meinem Start machen wir uns bereit, Snow bekommt sein Zuggeschirr angelegt und auch ich schlüpfe in meinen Baugurt. Hund und Läufer werden mit einer speziellen Zugleine mit Dämpfer verbunden, die Stirnlampe eingeschaltet und dann geht es in den Startbereich. Snow zerrt wie wild an seiner Leine, er hat Lust zum Laufen. Das beruhigt mich, bei unserem letzten gemeinsamen Training wirkte er zeitweise etwas lustlos, davon ist heute nichts mehr zu spüren. Mein Start kommt dann etwas früher als erwartet, kaum im Startbereich werde ich durchgewunken – fliegender Start. Da der Nachtlauf ohne Wertung und Zeitnahe abläuft ist das möglich. Schnell schalte ich die Stopuhr ein und die Stirnlampe auf hell und schon kann es los gehen. Kaum habe ich die Startlinie überquert bremst Snow ab, er hat Frauchen hinter der Absperrung entdeckt die Fotos macht. Als ich an ihm vorbei laufe nimmt er fahrt auf und hetzt wieder vor mich, es gibt einen Ruck durch die Zugleine und ich spüre wie Snow mich die Anhöhe hinauf zieht. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal hier war konnte ich mir noch kaum vorstellen, dass der Hund beim Laufen eine echte Unterstützung ist, inzwischen weiß ich es besser. Kaum haben wir die Anhöhe erreicht stehen wir alleine in finsterster Nacht, kein Leicht vom Renngelände erreicht uns mehr und auch alle Geräusche werden von der Nacht verschluckt. Auf einer feuchten Wiese geht es nun schnell bergab, durch einige Kurven und schon wieder bergan. Snow ist im Rennmodus, man sieht das gut daran das er sich immer dann wenn ich ihm zu langsam werde mit beiden Hinterläufen gleichzeitig abstößt und mich förmlich den Hang hinauf schleift. Ich bin kein guter Sprinter, meine Laufuhr zeigt eine Zeit von 3:45 an, uns das bergauf, meine Lunge brennt jetzt schon höllisch und ich kämpfe mich den Hügel hinauf. Es folgt eine scharfe Linkskurve und nun steht der eigentliche Berg vor mir: Ein kurzer aber sehr steiler Hohlweg, der direkt in einen Wald hinein führt. Das letzte Jahr musste ihr hier gehen, heute möchte ich den Berg laufend bestehen. Snow legt sich mächtig ins Zeug, aber auch mir fällt es dieses Jahr deutlich leichter, das viele Training in diesem Jahr hat sich eindeutig bezahlt gemacht. Oben angekommen teilt sich der Weg, die lange Strecke – die morgen die Gespanne, Fahrräder und Scooter nehmen werden führt nach rechts, im Nachtlauf nehmen heute alle die kurze Strecke, links herum. Jetzt folgt der längste und auch einfachste Teil der Strecke: Fast zwei Kilometer geht es auf einem befestigten Waldweg immer leicht auf und ab weiter. Ich nutze diesen Abschnitt um wieder zu Luft zu kommen und auch Snow nimmt sich etwas zurück. Gemeinsam finden wir so ein ordentliches Tempo, welches mich aber nicht mehr so überfordert wie direkt nach dem Start, meist um die 4:30/km. Ich laufe sehr gerne in der Nacht, ich mag einfach die Ruhe der Nacht, außerdem habe ich das Gefühl das ich das was im Schein meiner Stirnlampe liegt viel intensiver wahrnehme als am Tag. Ich genieße daher den Lauf und Snow scheint es genauso zu gehen. Langsam beginnt der Weg abzufallen, wenige Augenblicke später beginnt die eigentliche Abfahrt, gefühlt genauso Steil wie zuvor den Berg hinauf. Snow nimmt Tempo auf, hetzt immer schneller den Berg hinab. Ich habe größte Mühe damit das Tempo halten zu können ohne Gefahr zu laufen auf den feuchten Untergrund abzurutschen. Endlich wird der Hügel etwas flacher und Snow nimmt Tempo raus, nach einer Linkskurve kommt das Ziel in Sicht: Die Zielgerade ist mit Fackeln erleuchtet, ein toller Anblick. Wir verlassen den Weg und laufen nun wieder auf feuchter Wiese, es geht noch einmal kurz bergauf, dann in eine Links-Rechts-Kurve und auf die lange Zielgerade. Diese letzten 200-300 Meter ziehen sich noch einmal, auf der weichen Wiese kostet jeder der schnellen Schritte viel Kraft, mit hämmerten Herz und keuchender Lunge überquere ich die Ziellinie – 16:02.

Im Ziel warten Claudia und meine Frau bereits auf mich, nehmen mich und Snow entgegen. Snow zieht es zum Wasser – hat er sich mehr als verdient. Nach kurzem Durchschnaufen gehen wir zusammen zurück zu unserem Stakeout. Ich bin mit Snow heute sehr zufrieden, besonders in Anbetracht des wenigen Trainings das wir zusammen hatten. Auch mit mir selbst bin ich zufrieden, ich hoffe die Leistung die nächsten Tage wiederholen zu können. Nachdem Snow versorgt ist gehen wir in das Festzelt um uns aufzuwärmen und noch etwas zu essen, danach geht es für uns erst einmal nach Hause, morgen geht es weiter. Die Musher Besprechung verpassen wir dabei leider.

In der Musher Besprechung werden die Musher zunächst durch die Rennleitung begrüßt, danach wird die Strecke vorgestellt, insbesondere geht es um den Hinweis auf Gefahrenstellen. Ebenfalls werden noch einmal die wichtigsten Regeln wiederholt. Gerade in Geslau, wo kein Better-Mushing-Seminar nachgewießen werden muss, ist das wichtig. Da wir letztes Jahr anwesend waren, ist es OK das wir dieses Jahr ferngeblieben sind. Auf vielen größeren Veranstaltungen hätte es jedoch direkt die Disqualifikation zur Folge, die Besprechung ist ein Pflichttermin.

Der erste Wertungslauf

Die Nacht war kurz, die Heimfahrt hat sich gezogen und um rechtzeitig wieder vor Ort sein zu können um den Start befreundeter Musher beobachten zu können müssen wir früh aufbrechen. Mein eigener Start ist erst um 11:47:30. Das Wetter hat sich erheblich verschlechtert, es ist kälter geworden und es hat angefangen zu regnen, schon bei der Ankunft friere ich. Claudia und Snow kommen kurz nach uns an, nach einer kurzen Begrüßung schauen wir uns zunächst die Starts unserer Freunde an, sie starten mit den Dogcouter und später mit dem kleinen Gespann (4 Hunde). Danach führen wir Snow noch einmal kurz aus und versuchen ihn noch einmal zum trinken zu überreden. Das richtige Wässern eines Rennhundes ist entscheidend, genau wie wir Menschen benötigen die Hunde ausreichend Flüssigkeit vor (und während) des Laufs. Wann wieviel gewässert wird ist unter Mushern höchst umstritten, jeder hat eine eigene Taktik, das gleiche gilt für das Füttern. Wir geben Snow eine gute Stunde vor dem Lauf etwas zu trinken, leider trinkt Snow jedoch kaum etwas, auch das anreichern des Wassers mit Nassfutter (ein beliebter Trick) hilft nicht. Da wir nur etwa 4 KM vor uns haben ist das kein Weltuntergang, bei einem längeren Rennen hätten wir aber jetzt schon ein Problem. Die Zeit vergeht zäh, eine halbe Stunde vor meinem Start versuche ich mich etwas einzulaufen und mich aufzuwärmen, meine Frau und Claudia ziehen derweil Snow sein Renngeschirr an. Etwa zehn Minuten vor dem Start schlüpfe ich in meinen Laufgurt und langsam orientieren wir uns Richtung Start. Das letzte Jahr wäre ich fast zu spät gekommen, da meine eigene Uhr von der offiziellen Zeit abwich, das möchte ich auf jeden Fall vermeiden.

Der Magen von Hunden sitzt nicht so fest wie der eines Menschen, er schlenkert beim Laufen gewissermaßen hin und her. Hat ein Hund unmittelbar vor dem Laufen getrunken oder gefressen, ist der Magen voll und diese Schwingungen verstärken sich. Sehr selten kann es dabei passieren das sich der Magen verdreht. Passiert dies besteht akute Lebensgefahr für den Hund, ohne ärztliche Hilfe stirbt das Tier in kürzester Zeit. Auch wenn das wirklich nicht oft passiert darf man auf keinen Fall direkt vor dem Laufen dem Hund größere Mengen Wasser oder Futter geben!

Vor mir hat sich eine kleine Schlange mit Läufern gebildet, ich orientiere mich an den Startnummern und bin zufrieden den vor mit startenden auch vor mir stehen zu sehen, es kann jetzt eigentlich nichts mehr schief gehen. Damit fällt auch ein großes Stück Anspannung von mir ab. Anscheinend auch von Snow und das macht mir Sorge. Normalerweise ist er sehr wild vor einem Start, zerrt an der Leine das ich ihn kaum halten kann. Heute zieht er zwar auch etwas, aber nicht viel. Einer nach dem anderen startet vor mir, dann bin ich endlich an der Reihe. Ich gehe vor zum Start und habe noch 20 Sekunden Zeit, noch immer macht Snow kaum Anzeichen gleich loslaufen zu wollen. Der Startpieps! Snow macht einen Satz nach vorne und läuft los, leider erst einmal nur bis zu Frauchen die am Streckenrand steht und versucht Fotos zu machen, nach einigen scharfen Kommandos läuft er weiter. In weiten Sätzen läuft er neben mir her oder knapp vor mir, so sollte das nicht sein. Ich feuer ihn an und hoffe darauf das es nach dem ersten Hügel, wenn der Trubel des Startbereichs hinter und der nächste Hund vor mir in Sichtweite kommt er das ziehen beginnen wird, bislang ziehe ich das Tempo (4:00 /km laut Uhr) allein aus eigener Kraft und das halte ich auf der kompletten Strecke niemals durch. Meine Hoffnung erfüllt sich, kaum habe ich den Hügel erstürmt geht es sanft bergab, Snow setzt vor und mit einem Ruck beginnt er zu ziehen, ich nutze die Abfahrt um mich etwas zu erholen. Bereits eine Kurve später laufen wir auf den ersten Läufer auf. Ich überlege mir ein „Trail frei“ Kommando zu geben, das würde bedeuten das der Vordermann auf die Seite gehen muss und seinen Hund sichern muss, die sicherste Art zu überholen. Letztes Jahr hatte ich bei einem Überholmanöver große Probleme und hatte mir daher vor genommen dieses mal bei jedem Überholmanöver besonders vorsichtig zu sein, auf der anderen Seite möchte ich niemanden unnötig behindern, bei einem Sprintrennen kommt es nun mal auf jede Sekunde an und der Trail ist an dieser Stelle breit genug. Ich setze daher zu einem Sprint an und raffe dabei meine Leine auf, ein Unterfangen was wahnsinnig anstrengend ist, Snow sehr kurz haltend laufe ich am äußersten Rand vorbei – alles gut gegangen. Kaum vorbei lasse ich die Leine wieder frei und Snow zieht wieder nach vorne. Der Trail schlängelt leicht bergan, immer am Waldrand entlang und knickt dann eng rechts ab. Das nächste Überholmanöver, auf den Läufer vor mir muss ich also bereits eine Minute gut gemacht haben, ich entscheide mich für die gleiche Überholtaktik und kann das Überholmanöver kurz vor der engen Kurve abschließen. Der Weg verändert sich schlagartig, sind wir eben noch über halbwegs feste Wiesen gelaufen liegt nun ein komplett verschlammter Pfad vor mir, ich rutsche mit jedem Schritt den Hang hinunter, unten folgt eine scharfe Linkskurve und hier passiert das Unglück. Snow nimmt Geschwindigkeit raus, offensichtlich hat er das dringende Bedürfnis das Beinchen zu heben. Auf dem matschigen Boden schaffe ich es nicht die Geschwindigkeit zu kontrollieren und laufe über meine eigene Leine, in dem Moment läuft Snow weiter und ich stürze über meine eigene Leine der Länge nach in den Matsch – immerhin weich gefallen. Als ich mich aufrappel überholt mich die Läuferin an der ich gerade vorbei bin „Ist ganz schon rutschig was?“ ruft sie mir zu, ich erspare mir eine Antwort. Das Fußgelenk schmerzt leicht, aber ansonsten scheint alles ok. Vorsichtiger geht es weiter. Endlich kommt die Abbiegung auf den befestigen Waldweg der direkt zum Hohlweg führt, das Rutschen ist vorbei jetzt geht es bergauf. Schon am Fuß des Berges überhole ich die Läuferin erneut, zwei weitere Läufer sind vor mir am Berg unterwegs, sie gehen, ich habe mir fest vorgenommen auch heute diesen Berg laufend zu bezwingen. Da ich davon ausgehen wenigstens einen der Läufer auf dem Stück zu überholen raffe ich die Leine bereits jetzt auf und halte Snow sehr kurz, das verhindert zwar das ich die Arme sauber durchschwingen kann, aber besser so als einen Sprint am Hohlweg riskieren muss. Der gehende Läufer nimmt, als ich näher komme, seinen Hund jedoch direkt an den Rand und sichert ihn, ich bedanke mich so gut es meine Luft zulässt und ziehe zügig weiter. Oben angekommen brennt meine Lunge, aber ich weiß das jetzt ein langer einfacherer Abschnitt kommen wird. Nach kurzer Zeit überhole ich den letzten Läufer den ich zuvor gesehen habe und bin nun alleine auf weiter Flur. Snow, nun auch niemanden mehr vor sich dem er nachhetzen könnte, nimmt ebenfalls merklich Geschwindigkeit raus. Wir verfallen in ein gleichmäßiges Tempo und folgen ohne weitere Zwischenfälle dem Waldweg, langsam beruhigt sich Puls und Atmung wieder.

Wir nähern uns bereits der langen Abfahrt als ein kleines Samojeden Gespann vor mir einbiegt, noch hat es etwas Vorsprung ich habe aber das wage Gefühl schneller unterwegs zu sein, ich bete förmlich das ich nicht während der Abfahrt an diesem Gespann vorbei muss. In einer Kurvenkombination beginnt die Abfahrt, wie erwartet beginnt Snow Geschwindigkeit aufzunehmen, das erste Stück ist besonders Steil und ich habe große Mühe die Geschwindigkeit zu halten ohne auf dem matschigen Untergrund auszurutschen. Das Gespann vor mir scheint zum Glück etwas Vorsprung gewonnen zu haben. Snow – auch durch das Gespann wieder angestachelt, legt sich nochmal besonders ins Zeug und wir peitschen den Weg hinunter, noch eine Kurvenkombination, dem großen Schlammloch in der Mitte weiche ich dieses mal aus, auch wenn ich dazu durch das hohe Gras am Streckenrand muss, schon haben wir das Ziel vor uns. Das Gespann scheint hier auf der Wiese deutlich Geschwindigkeit verloren zu haben. Meine Lunge pfeift auf den letzten Loch ich zögere daher noch ein paar Sekunden bis ich den Zielsprint einleite, Snow scheint das ebenfalls zu spüren, kaum beschleunige ich setzt auch er noch einmal an, der Abstand zum Gespann wird immer kleiner und ich bin mir sicher – ich werde es vor dem Ziel noch kassieren. Snow’s Augen sind fest nach vorne gerichtet, ein gutes Zeichen, denn Leine einraffen schaffe ich bei der aktuellen Geschwindigkeit nicht mehr. Kurz vor dem Überholvorgang feuer ich Snow noch einmal an um ihn abzulenken, er zieht zwar kurz in Richtung der Samis, macht sich aber nicht die mühe zu bremsen und so sind wir vorbei eh irgendetwas passieren kann. Wir schießen durch das Ziel direkt auf meine Frau und Claudia zu.

Ich brauche einen Moment um wieder zu Luft zu kommen, ich bekomme daher kaum mit wie Claudia mir bereits Snow abnimmt und ihn zum trinken bringt, hat er sich wirklich verdient. Es wäre eigentlich meine Aufgabe Snow zu versorgen, das man als Läufer den Luxus gleich zweier Doghandler genießt ist, naja Luxus eben. Ich folge den dreien zu unserem Stake Out und bedanke mich bei Snow mit Streicheleinheiten, sobald er sich etwas beruhigt hat bekommt er auch noch Leckereien. Ich selbst ziehe mir schleunigst warme Sachen an, während des Rennens ist mir warm geworden aber jetzt in der Kälte mit Durchgeschwitzen Klamotten ist die Erkältung nicht weit.

Nachdem Musher und Hund versorgt wurden geht es zum Zeitnahme-Wohnwagen, auf Zetteln hängen die Ergebnisse vom ersten Lauf aus, die Ergebnisse vom zweiten Lauf wird es morgen erst bei der Siegerehrung geben um es spannender zu halten. Ich gehe die Liste durch und kann mich zunächst nicht finden, als ich mich entdecke bin ich geschockt: Letzter Platz, 32 Minuten Laufzeit. Das kann so nicht stimmen, ich kontrolliere nochmal die Uhrzeit, nach dieser Liste wäre ich vor nichtmal einer Minute durch das Ziel gelaufen. Laut meiner Uhr müsste ich irgendwo um die 17:30 maximal 18:00 stehen. Ich klopfe an und bitte um Überprüfung: Wenig später klärt es sich auf, ein Zahlendreher beim Eintragen meiner Zeit im Computer, die korrekte Zeit 17:17 und somit zur Zeit der zweite Platz mit etwa 40 Sekunden Abstand nach vorne und etwa einer Minute nach hinten. Damit bin ich mehr als zufrieden, ohne meinen Sturz wäre ich wahrscheinlich sehr knapp hinter dem Führenden raus gekommen.

Der Rest des Tages vergeht wie im Fluge, wir helfen noch einem Vereinskameraden dabei sein 12er Gespann einzuspannen, schauen uns ein paar der Gespanne an, genießen das reichhaltige Buffet im warmen Zelt und stöbern durch die Souvenir Stände nach einem Andenken. Dazwischen stellt uns Claudia noch ein paar Mushern vor, eigentlich wollten wir das Rennen auch dazu nutzen um nach einem Züchter zu suchen, allerdings sind die Kandidaten entweder nicht vor Ort oder zu beschäftigt, immerhin bekommen wir ein paar Tipps für Hundeboxen-Hersteller: Typische Musher reisen mit Wohnwagen, Wohnmobil, Kleinbus oder zumindest einem Combi an, wir haben nur einen Mazda 3 und einen Citroen C1, es ist daher nicht leicht Boxen zu finden die zum einen groß genug für die Hunde zum anderen sich sicher im Auto unterbringen lassen.

Gegen 18 Uhr hat das letzte Gespann das Rennen beendet und das Festzelt füllt sich, das Musher-Essen ist das nächste Highlight im Programm. Wie das letzte Jahr gibt es Schweinebraten mit Spätzle und Salat, das Essen ist bereits in der Startgebühr enthalten. Nach der Stärkung werden die Startlisten für morgen verteilt, meine Startzeit ist einfach zu merken: 11:47:30, genau wie heute. Wie schon angesprochen wird morgen in der Reihenfolge der aktuellen Platzierung gestartet, der Erstplatzierte ist also direkt vor mir, der dritte hinter mir, der Abstand zwischen den Starts bleibt jedoch unverändert bei 30 Sekunden. Der letzte Programmpunkt ist die Tombola, jeder Musher hat dazu ein Los erhalten. Das letzte Jahr haben wir eine große Kiste Hundefutter gewonnen. Das Sortiment an Gewinnen ist reichhaltig: Neben den Hauptreisen 100€, 50€ und Freistarts für das nächste Jahr gibt es zahlreiche Prämien vom Hauptsponsor Bosch sowie von den Ständen vor Ort, darunter Hundezubehör wie Flexi-Leinen, Cappis, Plüschhuskies oder Stirnlampen. Obwohl viele Preise verteilt werden gehen wir dieses mal leider leer aus – es kann ja nicht jedes Jahr klappen. Inzwischen ist es spät geworden, fast 22 Uhr, da der Tag sehr anstrengend war und wir noch eine gute Stunde fahrt vor uns haben verabschieden wir uns und machen uns für heute auf den Heimweg.

Positionen im Gespann
Lead Dogs: Dies sind die Hunde ganz vorne, sie müssen kommandosicher sein, denn der Musher steuer das Gespann in erster Linie durch die Kommandos an seine Hunde.
Swing Dogs: Diese Position gibt für gewöhnlich nur in größeren Gespannen, Swing-Dogs sind im Grunde ebenfalls Lead-Dogs, auf langen Rennen tauscht man die Hunde zwischen diesen Positionen aus um sie zu entlasten.
Team Dogs: Alle nun folgenden Reihen bis zu den Wheel Dogs werden als Team-Dogs bezeichnet.
Wheel Dogs: Die letzte Reihe direkt vor dem Wagen bzw. Schlitten, diese Hunde sind besonders gefordert da sie die größte Last ziehen.

Der zweite Wertungslauf

Die Nacht war kurz auch nach der Ankunft wollte sich lange kein Schlaf einstellen, entsprechend zerknirscht beginnt der Tag daher für mich. Das Wetter taugt nicht dazu die Stimmung zu steigern: Es hat geregnet die Nacht, die Temperaturen liegen nur minimal über Null, dazu eisiger Wind. Es wird heute richtig ungemütlich.

Wir kommen heute etwas später an, kaum auf dem Stake-Out Platz kommen mit Musher mit Fahrrad oder Scooter entgegen, jeder von ihnen ist von Kopf bis Fuß mit Schlamm beschmiert, das macht schon richtig Vorfreude. Nach kurzem Gespräch mit Vereinsgefährden erfahre ich das die Streckenführung heute leicht geändert wurde, die matschige Kurve in der ich gestern gestürzt bin wurde durch eine Passage durch die Wiese ersetzt – immerhin! Anscheinend war ich nicht der einzige der gestern Probleme an der Stelle hatte. Die Morgenstunden nutzen wir heute um mit einigen Mushern über Züchter zu sprechen, immerhin ein paar Kontakte konnten wir sammeln.

Eine halbe Stunde vor dem Start beginne ich damit mich aufzuwärmen, ein hoffnungsloses Unterfangen: Mir ist heute den ganzen Tag über eiskalt, nicht mal im beheizten Zelt will mir wieder warm werden.

Endlich ist es soweit, der eigene Start steht bevor, meine Lust hält sich in Grenzen, schon der Gang zum Start führt durch komplett aufgeweichten Boden und selbst gehend muss ich darauf achten nicht auszurutschen. 800 Hunde, dutzende Trainingswagen, Scooter und Fahrräder haben die Wiese in ein Schlammloch verwandelt.

Snow wirkt ebenso wie gestern etwas lustlos, ich hoffe das es sich genau wie gestern ändern wird wenn wir erst auf dem Trail sind. Meine letzten Sekunden laufen und es geht los. Snow zieht nicht, bleibt aber zumindest an meiner Seite, genau wie gestern muss ich den Starthügel aus eigener Kraft bewältigen. Ebenso wie gestern beginnt Snow zu arbeiten sobald wir auf der anderen Seite wieder abwärts laufen. In einiger Entfernung sehe ich Platz 1, ein Franzose und der einzige Starter unter den Reinrassigen Crossern der mit zwei Hunden startet. Er ist schnell unterwegs, dennoch gelingt es mir etwas Boden gutzumachen. Nach einer Kurvenkombination verlassen wir den schlimmsten Schlamm und sind offensichtlich auf dem neuen Weg, die Schritte fallen hier deutlich leichter. Trotzdem bin ich schon kräftig am keuchen, die Müdigkeit will nicht so recht aus den Beinen. Plötzlich bremst Snow, er hat offensichtlich ein Geschäft abzuwickeln, das ist ärgerlich mitten im Rennen, aber nunmal nicht zu ändern. Sorge voll werfe ich einen Blick zurück, Bernd Spring (Platz 3) kommt mir näher. Endlich geht es weiter, Platz 1 ist inzwischen aus meinem Sichtfeld verschwunden, Snow fehlt somit auch der Ansporn und lässt sich viel Zeit. Wir biegen auf den Weg ein und steuern den Hohlweg ein, schon beim Einbiegen sehe ich das Bernd sehr dicht aufgeschlossen hat. Ich habe keine Wahl, ich halte mich am Berg rechts und sicher Snow und lass ihn passieren. Kaum ist Bernd an mir vorbei beginnt Snow anzuziehen, einen anderen Hund vor sich zu haben motiviert ihn unheimlich. Jetzt wieder mit kräftiger Unterstützung komme ich problemlos heran, kurz nach der Bergkuppe setze ich zum überholen an. Genau wie gestern halte ich Snow kurz, dennoch versucht Snow diesmal auf Bernds Husky zu gehen, ich habe mühe ihn an ihm vorbeizubuxieren. Ich entschuldige mich kurz und versuche meinen Weg fortzusetzen, doch Snow schaut immer wieder zurück und scheint auf einmal jedes Interesse daran verloren zu haben Tempoarbeit zu machen. Unterm Strich dürfte mich das nicht wunden, Snow ist früher als Wheeldog gelaufen, da ist er es gewohnt Hunde vor sich zu haben, er ist kein Leader. So werde ich kurze Zeit später wieder überholt und wieder zieht Snow an, einige Zeit laufen wir fast nebeneinander, dann wage ich noch einen Versuch, komme zwar vorbei aber wieder nimmt Snow jedes Tempo raus sobald wir vorbei sind und ich muss Bernd erneut überholen  lassen. Mir ist klar das wir uns gerade gegenseitig viel Zeit kosten ich rufe erneut eine Entschuldigung zu, Bernd wirkt jedoch sehr gelassen und meint das sein Hund auch kein Leader ist. Langsam wird mir klar das was ich hier mache ziemlich sinnlos ist: Ich habe über 50 Sekunden Vorsprung vor Bernd, er hat die 30 Sekunden die ich vor ihm gestartet bin zwar gut gemacht, aber ich habe keine Probleme sein Tempo zu halten, könnte sogar noch schneller – wenn Snow mitspielt. Bernd hat aber nur wenige Sekunden Vorsprung auf Platz 4, wenn es richtig schlecht läuft verlangsame ich ihn soweit das er seinen Platz verliert während es mir völlig genügt wenn wir gemeinsam durchs Ziel laufen. Ich beschließe daher mich an ihn anzuhängen, solange ich hinter ihm bin zieht Snow und ich spare mir die Kräfte bei den Überholmanövern. So bleiben wir dicht hintereinander und biegen auf die Abfahrt ein. Gestern war es schwierig auf dem Matsch das Gleichgewicht zu wahren, heute ist es reines Glück das ich auf dem steilen Stück nicht stürze. Gerade hier warten die Fotographen auf uns, es wäre bestimmt ein schönes Bild: Ich fliege hin und Snow zieht mich durch den Matsch den Hang hinunter. Ich stürze nicht, immer noch dicht beinander erreichen wir die Zielgerade, gleichzeitig setzen wir zum Zielsprint an: Schnauze an Schnauze überqueren unsere Hunde das Ziel. Geschafft!

Nach dem Lauf spreche ich noch kurz mit Bernd wegen den vielen mühsamen Überholversuchen, er schlägt ein, alles ok. Nicht alle Musher sind so entspannt. Eine Zeit für den Lauf habe ich noch nicht, ich war nach dem Start zusehr mit „nicht stürzen“ beschäftigt und hatte daher meine Stopuhr zu spät gestartet. Ich gehe dennoch davon aus das sowohl ich wie auch Bernd unsere Plätze verteidigen konnten, denn der nächste Läufer kommt erst deutlich später ins Ziel.

Wie schon das letzte Jahr bin ich nach dem zweiten Lauf deutlich entspannter – die Pflicht ist getan, jetzt kommt noch ein wenig der Spaß. Viel Zeit verbringen wir bei Klaus Ber, einem Musher aus Österreich der mit einem großen Rudel Malamuten am Rennen teilnimmt. Malamuten gelten als die Lockomotiven des Nordens, sie sind groß, stark, ausdauernd und oft sturrköpfig. Einige von ihnen können bis zu 1000KG in Bewegung versetzen. Klaus hat sein Rudel aber völlig im Griff und die Riesen erweisen sich als ausgesprochen verschmusst.

Inzwischen haben die ersten Musher schon begonnen ihr Lager abzubrechen, nicht wenige haben noch viele Stunden Heimfahrt vor sich und möchte daher so schnell wie möglich aufbrechen. Die Siegerehrung findet gegen 16 Uhr statt, noch einmal wird es voll im großen Zelt. Nacheinander werden die einzelnen Disziplinen aufgerufen. Endlich ist Cross-Reinrassig an der Reihe, ich gehe vor und die Ergebnisse werden verlesen: Martin Leimbach, 2ter Platz. Ich konnte also meinen Platz tatsächlich verteidigen und auch Bernd behält seinen dritten Platz. Es gibt einen kleinen Pokal, Urkunde und eine Ergebnisliste. Zum Abschluss machen wir noch ein paar Fotos und danach heißt es Abschied nehmen, viele werden wir nächstes Jahr wieder sehen.

Hunderennen als BesucherBesucher sind auf Schlittenhunderennen willkommen, es gilt jedoch ein paar einfache Regeln einzuhalten:

  • Eigene Hunde dürfen den Stake-Out Platz nicht betreten.
  • Mit eigenen Hunden sollten etwa 30 Meter Abstand zur Rennstrecke eingehalten werden.
  • Frage Musher oder Dog-Handler um Erlaubnis eh du deren Stake-Out betrittst, das gleiche gilt auch vor dem Anfassen/Streicheln der Hunde.

Im übrigen sind Schlittenhunde sehr kinderlieb, es sind keine Fälle bekannt in denen ein Hund ein Kind gebissen hat.

Fazit

Für Snow war es das letzte Mal, zumindest innerhalb der normalen Wertung, der zweite Platz ist da ein besonders schöner Abschluss. Das Wagenrennen in Oberndorf ist jedes Jahr ein Highlight, ich werde auch nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein. Die gesamte Organisation ist routiniert und perfekt aufeinander abgestimmt, da gibt es nichts zu verbessern. Egal ob als Zuschauer oder als Starter, ich kann das Rennen jedem Hundefreund ans Herz legen.

Besonderen Dank an dieser Stelle an „Alex Wagner Photography“ die uns erlaubt haben einige ihrer tollen Fotos auf unserem Blog zu veröffentlichen, viele weitere Bilder vom Rennen findet ihr auf ihrer Facebook Seite: https://www.facebook.com/sportpics/