1. Wachenrother Marathon

1. Wachenrother Marathon

Anlässlich der Halbzeit meines Trainingsplans, für den 6 Stunden Lauf am 18.3, möchte ich einen Marathon laufen. Meine Wahl fällt dabei auf den ersten Wachenrother Marathon. Die Vorteile für mich liegen auf der Hand: 0 km Anreise und 0 € Startgeld und allerdings auch keinerlei Streckenmarkierungen oder Versorgungspunkte.

Richtig, es handelt sich natürlich nur um eine Trainingsstrecke über Marathon Distanz die ich mir selber erstellt habe. Da es für mich erst das zweite Mal über die Marathon Distanz geht ist mir das dennoch einen Bericht wert.

Mein bisheriger Trainingsverlauf

Die ersten sechs Wochen meines  Trainings verliefen ausgesprochen gut, ich konnte bis heute alle Trainingseinheiten planmäßig absolvieren. Fast immer lag ich mehr oder weniger deutlich über den Wochensoll, in den Fahrtspielen konnte ich sogar meine 5km und 10km Bestzeiten verbessern (23:06 / 47:47). Ausgerechnet diese Woche habe ich eine Abweichung zu verzeichnen: Meinen langen Lauf muss ich um einen Tag von Sonntag auf Samstag vorverlegen. Ein Tag Regeneration der mir vor meinem Marathon-Versuch fehlt, nach einer ohnehin schon sehr harten Woche:

Dienstag: 19,26km zügiger Dauerlauf
Mittwoch: 14,80km Fahrtspiel
Donnerstag: 7,73km Nordic Walking
Freitag: 18,35km langsamer Dauerlauf

Gerade gestern habe ich das Fahrtspiel von Mittwoch noch deutlich in den Beinen gespürt. Auch heute morgen beim Aufstehen fühlen sich die Beine schwer und der restliche Körper müde an. Ich weiß das ich es heute auf jeden Fall langsam angehen lassen muss, laut GPSIES, liegen etwa 42,8 und 550 Höhenmeter vor mir. Einen Teil der Strecke kenne ich bereits von meinem langen Lauf von letzter Woche. Ich muss an dieser Stelle ein kurzes Loblied auf meine neue Garmin Fenix singen: Seit dem ich einen Navigationsfähigen GPS-Knecht am Handgelenk trage konnte ich schon viele neue interessante Strecken ausprobieren ohne Gefahr zu laufen mich zu verirren.

Gegen 10:30 bereite ich mich zum Aufbruch vor: Mit dabei ein Trinkrucksack mit 1L Wasser, Laufuhr, 2 Notfall-Gels im Laufgürtel ebenso Handy, Taschentücher und Mittel gegen Sodbrennen. Da wir erst gegen 9:30 zum Frühstücken gekommen sind fürchte ich letztes zu brauchen, in den letzten Wochen hatte ich immer wieder Magenprobleme wenn ich zu früh nach dem Essen laufen war. Da die Sonne scheint und z.Z. kein Lüftchen geht verzichte ich auf meine Windblocker Jacke.

Der Lauf

Ich verlasse unser Häuschen und trete auf die Straße und komme direkt ins Straucheln, wir hatten diese Nacht Eisregen, überall wo es die Sonne noch nicht hin geschafft ist, ist es noch sehr glatt. Vorsichtiger und mit sehr kleinen Schritten setze ich meinen Lauf fort. Es geht durch ein kleines Gässchen auf einen Feldweg, über eine Kuppe hinweg, auf der anderen Seite wieder ein Stück bergab, dann nach links auf den nächsten Feldweg abbiegend geht es zum ersten Mal sacht bergauf. Die Sonne hat, im Vergleich zu den letzten Tagen, schon richtig Kraft und ich überlege kurz nochmal zurückzukehren um auch meine dünne Laufjacke zurück zu lassen, entscheide mich dann aber dagegen. Die nächsten 1,5km führen schnurgerade am Dorfrand entlang, an unserem Sportplatz vorbei und schließlich, links abbiegend, Steil hinab bis auf eine Landstraße. Gerade bergab muss ich wieder höllisch aufpassen: Die glatten Stellen sind schwer zu sehen.

Unten angekommen folge ich der Straße etwa einen Kilometer bis nach Reumannswind, unserem Nachbardorf. Im Ort geht es sanft bergan, nach Verlassen des Orts zücke ich zum ersten Mal meine Kamera und halte den zugefrorenen See fest. Ich habe vor heute einige Fotos zu machen, es ist ein Traningslauf, die Zeit kann ich mir nehmen.

3,5km
3,5km, erster Anstieg

 

 

 

 

 

 

 

Direkt nach dem See verlasse ich die Straße und biege nach links ab, der Feldweg ist schon etwas steiler und treibt mir zusammen mit der Sonne zum ersten Mal den Schweiß aus den Poren. Nach kurzer Zeit komme ich wieder auf eine Landstraße und freue mich über einen guten Kilometer gerader Strecke die einfaches Laufen verspricht. Ich erreiche das nächste Dörfchen: Possenfelden. Auch hier hat es mir der zugefrorene See angetan der als nächstes abgelichtet wird.

Ich verlasse die Ortschaft in Richtung Nordwesten, die Landschaft ist hügelig, zunächst geht es einen Hang steil bergan, dann folgt ein längeres flaches Stück, Felder zu beiden Seiten des Weges und kein Schatten, ich hoffe das mein Wasser Vorrat ausreicht und nehme mir bereits vor für den nächsten längeren Lauf meinen neuen 2L Trinkrucksack einzuweihen.

Die ersten 8KM sind geschafft, bislang habe ich der Zeit keine große Bedeutung zukommen lassen, meine Uhr zeigt durchgängig die Karte, bei diesem Kilometer Pieps riskiere ich einen Blick: 5:43 für den letzten KM, 46:51 insgesamt. Ist in Ordnung, die schweren Streckenabschnitte kommen noch, da werde ich ohnehin noch langsamer. Die schwere in den Beinen ist inzwischen weitestgehend verschwunden, die Müdigkeit nicht, es wird heute hart da bin ich mir sicher. Die flache gerade Strecke endet, der nächste Hügel steht an,  einen halben Kilometer geht es streng bergan, dann an einem kleinen Gehöft vorbei wieder sanft bergab, anschließend schon wieder aufwärts. Ich erreiche eine Kuppe hinter der es wieder steil bergab geht, hier liegt abschnittsweise Schnee also wieder mit kleinen Schritten hinab bis ins Tal, nach links abbiegen auf den nächsten Feldweg, noch mehr Eis. Ich verlasse den Feldweg und biege auf eine Landstraße ein, bereits nach wenigen Metern geht es auf der anderen Straßenseite wieder in den nächsten Feldweg hinein.

Ab hier beginnt der erste richtige Berg, fast 2km geht es bergan, immer wieder von kurzen geraden Abschnitten unterbrochen, direkt auf den Wald zu. Um genau zu sein handelt es sich um das südliche Ende des Steigerwalds, ob dieser Abschnitt einen eigenen Namen hat weiß ich leider nicht. Die letzten Metern bis zum Waldrand sind noch einmal richtig steil, in kleinen Schritten geht es aufwärts. Kaum hat mich der Wald verschluckt ist der Weg vor mir vollständig mit Eis bedeckt. Vernünftiges Laufen unmöglich, wie ein betrunkener Balletttänzer bewege ich mich in Tippelschritten und in Schlangenlinie, immer den Weg suchend der mir den besten Halt verspricht, vorwärts.

KM 10: Lang gezogene Anstiege
KM 12: Eisige Pfade

 

 

 

 

 

 

 

Nach endlosen Minuten hat der Anstieg ein Ende ich erreiche eine Kreuzung im Wald und wende mich nach links, hier, wo die Sonne ihren Weg durch die Wipfel findet gibt es immer wieder Eisfreie Abschnitte und ich kann mich etwas erholen. Jedoch nicht lange, denn nach der nächsten Rechtskurve wartet die nächste Rutschpartie auf mich, diesmal dafür leicht abwärts führend. Mit dem Erreichen von KM14 wird es besser, ich werde nun für längere Zeit kein Eis mehr zu Gesicht bekommen. Ich verlasse den Waldweg und biege auf einen deutlich schmaleren Pfad ab, abschnittsweise ziemlich zu gewuchert und überseht mit Totholz, der Boden ist uneben und bietet reichlich Stolpergelegenheiten.  Mit voller Konzentration den Hindernissen ausweichend laufe und springe ich durch den Wald, fast immer bei solchen Gelegenheiten nehme ich merklich an Geschwindigkeit auf, ich genieße es und lasse es zu. Nach ein paar Minuten liegt ein Baumstamm im Weg, den ich überspringen muss, einige hundert Meter später geht es unter einen umgestürzten Baum hindurch. Fast drei spaßige Kilometer geht es so durch den Wald, der Abschnitt wirkt belebend auf mich, einen Großteil meiner Müdigkeit lasse ich auf dem Pfad hinter mir zurück.

KM 15: Jetzt wird’s trailig
KM 17

 

 

 

 

 

 

 

Ich verlasse den Wald, zu meiner rechten erstrecken sich weit ausladende Felder, hinter einem Hügel ist ein kleines Dorf und einige Windräder auszumachen. Mein Weg führt mich weiter den Waldrand entlang. Nach einem halben Kilometer knickt der Pfad wieder links in den Wald ein. Es geht ein ganzes Stück bergab, hier und da etwas Eis, welchem man dieses Mal aber problemlos ausweichen kann. Nach einer scharfen links Kurve beginnt ein fordernder Anstieg, fast einen Kilometer windet sich der Pfad den Berg hinauf, der Waldweg endet an einer Landstraße der ich nun, noch immer bergan folge. Die Straße führt zu einer T-Kreuzung, ich überquere diese und verschwinde auf der gegenüberliegenden Seite wieder im Wald. Ein Blick auf die Uhr bescheinigt mit das Erreichen der Halbmarathon-Marke. Ich bin inzwischen etwa 2:09 unterwegs, Eis und Anstiege haben einiges an Zeit gefressen.

KM 20,5
KM 21,1

 

 

 

 

 

 

 

Das Eis hier ist hier längst getaut, hat dafür reichlich Matsch für mich zurück gelassen. Jeder Schritt verursacht einen gut vernehmlichen Schmatzer, ab und an komme ich leicht ins Rutschen, den Sturz in den Schlamm kann ich, zum Glück, aber vermeiden. Einen guten Kilometer komme ich so ganz gut voran, dann verlasse ich den breiten Feldweg und biege in einen deutlich schmaleren Pfad ein. Der Weg ist nochmal deutlich matschiger als der letzte und im wirklich schlechten Zustand, hier und da kann ich grobe Pflastersteine ausmachen die kreuz und quer und halb unter dem Dreck verborgen herumliegen, anscheinend war der Weg vor vielen Jahren mal gut befestigt gewesen. Ich bin völlig auf den Weg konzentriert als meine Uhr Piept: Streckenabweichung. Ich schaue mich um, laut meiner Uhr müsste ich hier links abbiegen, hier ist nur leider kein Weg, unsicher folge ich meinem Pfad noch ein Stück und finde eine Abzweigung die grob in die richtige Richtung zu führen scheint. Nach kurzer Zeit biegt der Weg jedoch weiterer nach rechts ab, führt mich weg von der Linie der ich folgen müsste. Ich gehe ein Stück zurück kann jedoch keine andere Abzweigung finden. Schließlich entscheide ich mich dazu mein Glück querfeldein zu versuchen, schon nach kurzer Zeit finde ich schmalen Pfad und meine Fenix bestätigt mir wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Das Glück hält jedoch nicht lange an, bereits wenige Minuten später endet der Pfad im nichts, ratlos bleibe ich stehen und spähe durch den Wald. Ich kann beim besten Willen nichts erkennen was Ähnlichkeiten mit einem Weg hat. Also wieder querfeldein, diesmal bin ich einige Minuten länger unterwegs bis ich auf einen Pfad stoße. Es ist nicht der Weg den ich geplant habe, scheint aber Parallel zu verlaufen, also folge ich ihm bis ich schließlich den Waldrand erreiche.

KM 22
KM 24: Der Waldrand

 

 

 

 

 

 

 

Vor mir liegt das Dörfchen „Oberköst“, etwa 50 Meter von mir entfernt kann ich einen Waldweg sehen der ebenfalls den Wald verlässt, da hätte ich raus kommen müssen, vielleicht laufe ich die Strecke das nächste Mal anders herum und versuche so mein Glück. Der Waldweg endet und führt mich auf einen Pfad aus großen Betonplatten. Das ist zwar etwas langweiliger als die Waldwege verspricht dafür einfaches Laufen. Inzwischen sind gut 24km geschafft, meine Beine signalisieren mir durchaus die Anstrengung der letzten KM, aber alles im Allen geht es mir noch ziemlich gut. Zuversichtlich lasse ich Oberköst hinter mir, es geht hinab in eine Senke, vorbei an einigen Fischweihern, auf der anderen Seite steil bergauf, in einiger Entfernung sehe ich vier Windräder, das ist mein nächstes Ziel. Die Betonplatten führen mich hinauf bis zu einer Straße, die überquere ich und stoße wieder auf einen Schotterweg. Es geht an einer Weihnachtsbaum Plantage vorbei weiter hinauf, den Windrädern entgegen. Die Weihnachtsbäume sind typisch für die Gegend, es gibt dutzende Plantagen. Ich lasse die Bäumchen hinter mir und laufe an Feldern vorbei während die Windräder vor mir immer größer werden, Schotter wird durch Schlamm abgelöst, dann wieder durch festen Waldweg. Ich habe die Windräder erreicht, im typischen „Wusch… Wusch…“ des Rotors mischt sich bei diesem Exemplar noch ein ungesund anmutendes Knarzen, ob das normal ist? Mein Weg führt am Windrat vorbei und an einem Waldrand entlang und entlässt mich wieder auf die Landstraße die ich vor kurzem überquert habe. Ich überquere wieder, laufe ein kurzes Stück zurück und biege in den nächsten Feldweg ein. Dieser ist wunderbar betoniert und lässt sich hervorragend laufen, zunächst geht es den Hang hinab und wie könnte es anders sein, geht es etwa die gleiche Höhe in Kürze wieder hinauf – unser Landstrich ist wirklich wellig. Unter mir liegt Mühlhausen ein etwas größeres Dorf, durch dass ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit durch muss. Auf direktem Wege wären es jetzt noch etwa 5km nach Hause, vor mir liegen noch etwa 15.

KM 27: Windräder erreicht
KM 28: Der letzte Hügel vor Mühlhausen

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem der Hügel erklommen ist führt mein Weg mich in das Dorf hinein, ein Läufer kommt mir den Berg hoch wetzend entgegen, Grüßen und hinein ins Dorf. Es geht durch ein paar einsame Wohnstraßen, vorbei an einem Spielplatz hinab auf die Hauptstraße. Da ich normalerweise Sonntags meinen langen Lauf ablege wundere ich mich zunächst über den vielen Verkehr, erst der Blick auf den vollen Parkplatz am Supermarkt erinnert mich daran das heute Samstag ist. Ich ärgere mich ein wenig das ich kein Geld eingesteckt habe, sonst hätte ich nochmal etwas Flüssigkeit nachkaufen können. Noch ist mein Trinkrucksack halb voll, aber in den letzten Kilometern hat der Durst sich immer öfters zu Wort gemeldet, auch wenn die Sonne zunehmend hinter dicken Wolken verschwindet. Ich verlasse den Ort in Richtung Autobahn über einen, parallel zur Straße, verlaufenden Radweg. 30km sind geschafft, die Müdigkeit die ich im Wald abschütteln konnte hat sich inzwischen wieder zu Wort gemeldet, die Beine fühlen sich jedoch noch überraschend gut an.

Ich komme an einigen Pferdekoppeln vorbei und biege in das Örtchen Schirnsdorf ein, im Ort geht es steil bergan, an einigen Wohnhäusern vorbei. Dieser Anstieg macht sich nun auch in den Beinen bemerkbar, um mich etwas abzulenken und vielleicht auch zu motivieren wechsle ich auf die Höhenprofil Anzeige meiner Uhr: 540 geschafft noch 100 vor mir? Moment? Sollten es nicht 550 insgesamt sein? Wie es aussieht hat mir GPSIES da ein paar Meter vorenthalten. Hilft nicht’s weiter, der Anstieg zieht sich, führt mich bis auf Steinwurfreichte an die A3 heran bis der Weg endlich abflacht. Nach diesem Anstieg spüre ich meine Erschöpfung nun deutlich, Schwäche liegt in allen Gliedern. Zu meiner Überraschung wirkt sich das kaum auf meine Laufgeschwindigkeit aus, die beiden folgenden, überwiegend flachen, Kilometer schließe ich jeweils nach etwa 5:30 ab, nur kommen mir diese 5,5 Minuten inzwischen viel länger vor. Den Weg den ich nehme kenne ich noch nicht, er ist hübsch gelegen, ein Wechsel aus kurzen Waldstücken und Feldern, trotz der nähe zur Autobahn ist diese nur gelegentlich zu sehen und nur leise zu hören. Ich nehme mir vor den Weg meiner Frau zu zeigen, sie geht Nordic Walking und freut sich sicher über Abwechslung zu den üblichen Strecken.

In einer lang gezogenen S-Kurve geht es hinab nach Weingartsgreuth, eine Gruppe Spaziergänger kommt vor mit in Sichtweite, Grüßen und vorbei. 36km sind geschafft, nicht mehr ganz 7 Kilometer bis nach Hause. Es ist, trotz Müdigkeit, das erste Mal das ich heute „nur noch“ bewusst denke, was ich als gutes Zeichen werte. Ich laufe durch den Ort, erneut hat es mir ein zugefrorener Teich angetan, nach dem Fotostop komme ich an einem großen Bauernhof vorbei, biege hinter diesem auf den nächsten Feldweg ein.

KM35
KM 36: Weingartsgreuth

 

 

 

 

 

 

 

Es geht eine Senke hinab und danach mal wieder hinauf. Der Anstieg setzt mir übel zu, im Vergleich zu den Hügeln die ich heute schon erklommen habe ist dieser hier harmlos, aber inzwischen hat tiefe Müdigkeit von mir Besitzt ergriffen. Gefühlt im Schneckentempo arbeite ich mich an einer Nordic-Walkerin vorbei, Grüßen und dann am Waldrand wieder Talwärts einbiegen. Kurzer Freudenmoment: Das war der vorletzte Hügel, nur noch einer, direkt vorm Schluss wartet nun auf mich. Auch der nächste Abschnitt ist landschaftlich schön anzusehen, einige Zeit am Waldrand entlang, mit weiter Fernsicht über Höfe und Dörfer, dann über schmale Wege durch Felder hindurch. Viel Auge dafür habe ich nicht mehr, ich fühle mich eingelullt vor Müdigkeit. Anders als bei meinem ersten Marathon in Bad Kissingen ist mir weder übel noch sind die Beine schwer, mich hat nur eine Müdigkeit erfasst die mich beinahe im Laufen einschlafen lässt während die Beine scheinbar autonom weiter arbeiten.

Ich verlasse den Feldweg und biege auf einen geteerten Weg ein, vor mir liegt mein Ziel: Wachenroth. Noch einen kleinen Hügel hinauf (ok, den habe ich vorhin nicht mitgezählt, macht nicht’s…), meine Laufuhr verkündet KM40 abgeschlossen. Ich bin ca 4:02 unterwegs, erstaunt stelle ich fest das ich die letzten 10km mit relativ genau eine Stunde gebraucht habe, angesichts der steigenden Müdigkeit kam es mir nur deutlich langsamer vor. Bis diese Erkenntnis von mir Besitz ergriffen habe bin ich auf der anderen Seite des Hügels bereits hinab gelaufen und biege auf die Hauptstraße ein. Der direkte Weg nach Hause würde rechts herum führen, allerdings würde ich so nicht die Marathon Distanz zusammen bekommen, ich muss noch auf eine Extra Schleife, links herum. Ich hätte hier mit inneren Widerstand gerechnet, aber mein inneres schweigt, schläft schon, also einfach weiter durchs Dorf, vorbei am Rathaus, vorbei an unserer Lieblingspizzeria, vorbei am örtlichen Supermarkt. 41,7km geschafft, der letzte Berg vor mir, kenne ich schon, bin ich schon hundert mal gelaufen, trotzdem flößt er mir heute eine Portion extra Respekt ein. In Tippelschritten laufe ich den Berg hinauf, ich musste bis jetzt nicht gehen, die letzten Meter werde ich auch noch laufen, komme was wolle. Beständig blicke ich auf die Uhr, 41.8, 41.9, <piepp> 42, 42.1, 42.2! Tatsächlich erreiche ich zum zweiten Mal im meinem Leben die Marathon Distanz exakt am Ende des Anstiegs. (Knapp unter 4:15)

KM 42: Letztes Hindernis

 

 

 

 

 

 

 

Die letzten Meter nach Hause führen mich durch einige Wohnstraßen, sind nun da alle Berge gelaufen sind, kein Problem mehr, lasse ich gemütlich angehen. Nach 4:18:57, 42,93km und 641 Höhenmetern endet dieser Trainingslauf. (~ 6:02 / km)

Fazit

Ich hatte heute großen Respekt vor dem Lauf, alles im allem ging es dann doch erstaunlich gut, ich hatte einige Hügel zu bewältigen und so ziemlich jeden denkbaren Untergrund unter den Füßen gehabt. Der Lauf hinterlässt in mir das positive Gefühl: Marathon kann ich, eine wichtige Bestätigung nach der nicht ganz erfolgreichen Premiere letztes Jahr die mir Zuversicht für meine weiteren Pläne dieses Jahr gibt. Hat sich gelohnt! Mache ich wieder!