Das Jahr 2020 steht, bei mir, ganz im Zeichen des „Megarace“. Im September gilt es, innerhalb von 13 Tagen und 15 Stunden, eine 1001 Kilometer lange Strecke zurückzulegen. In dieser Artikelserie möchte ich Einblick in meine Vorbereitung geben. In diesem ersten Beitrag stelle ich das Rennen und erste Überlegungen, zu der vor mir liegenden Aufgabe, vor.
Hinweis zur Artikelserie
Im Rahmen dieser Artikelreihe möchte ich euch an meinen Überlegungen zu diesem Rennen teilhaben lassen. Ich werde vom Training berichten, aber auch von der logistischen Planung, Wahl und Erprobung der Ausrüstung, denn ein solches Rennen besteht aus weit mehr, als nur dem Laufen. Ich plane mit 1-2 Artikeln pro Monat, die Artikel werden immer hier, im Blog, veröffentlicht. Über Facebook werde ich über neue Artikel informieren.
Wichtig: Mit dieser Artikelreihe möchte ich meine Gedanken und Überlegungen teilen, es wird kein Handbuch wie man ein solches Laufprojekt angeht – das wäre anmaßend.
Die Aufgabe
Das Megarace startet am 13. September, einem Sonntag, im Örtchen Mauth, nahe der tschechischen Grenze. Das Briefing findet am Vortag, in Zwiesel, statt. Eine Städtchen, etwa 50 Kilometer vom Startort entfernt. Die Strecke führt durch Deutschland, Tschechien und Österreich.
Die Streckenlänge liegt, in der aktuellen Fassung, bei 1000,4 Kilometer und etwa 22400 Höhenmetern im Anstieg. Das Megarace ist eine Veranstaltung, die ein hohes Maß an Eigenorganisation erfordert: Es gibt nur wenige Versorgungs- und Kontrollstellen (dazu in Kürze mehr), gelaufen wird nach GPS, vorrangig über Trails und Wanderwege. Die Strecke wird None-stop absolviert, was bedeutet das die Uhr erst beim Überqueren der Ziellinie angehalten wird, es gibt keine vorgegebenen Etappen, die Einteilung der Pausen obliegt dem Athleten. Ganz frei ist man in der Planung jedoch nicht: Fünf Cut-Off-Zeiten, müssen, neben der Gesamtzeit, eingehalten werden.
Entlang der Strecke gibt es fünf große Versorgungspunkte, die „Lifebases“, jeder dieser Punkte ist gleichzeitig Cut-Off Punkt. Wichtig dabei ist, dass die Station bis zum Ablauf der Zeit verlassen werden muss. Wenn man also kurz vor knapp eintrifft, bleibt keine Zeit sich zu versorgen oder sich auszuruhen. Die Stationen sind:
- Doamzlice (KM 130, Cut-Off: 30 Stunden)
- Markt Redwitz (KM 335, Cut-Off: 84 Stunden)
- Gütenland (KM 495, Cut-Off: 130 Stunden)
- Seebachschleife (KM 597, Cut-Off: 166 Stunden)
- Passau (KM 775, Cut-Off: 228 Stunden)
- Engelmar (KM 878, Cut-Off: 275 Stunden)
Neben diesen großen Versorgungsstationen gibt es noch einige kleinere Versorgungspunkte entlang der Strecke, die „Aidstations“. Während die „Life-Bases“ immer Duschen und Schlafmöglichkeiten bereitstellen, ist das bei Aid-Station nicht immer der Fall. In erster Linie geht es hier um Wasser, Nahrung und Wetterschutz. Meist liegt eine Aid-Station zwischen zwei Life-Basis, nur auf dem Abschnitt zwischen Seebachschleife und Passau stehen drei zur Verfügung. Dies unterstreicht jedoch eher die Schwierigkeit des Abschnitts, als das es ein erhöhtes Maß an Komfort darstellt.
Neben den offiziellen Versorgungsangebot sind private Supporter erlaubt und man darf Versorgungsmöglichkeiten entlang der Strecke nutzen (z.B. Restaurants oder Supermärkte). Stand Heute muss ich ohne festen Support auskommen, da meine Frau, im Zeitraum des Rennens, unmöglich frei bekommen kann. Damit ist auch klar das mich Amak, mein Husky, nicht begleiten kann.
Erste Überlegungen dazu
Die Cut-Off Zeiten lesen sich zunächst harmlos, z.B. 84 Stunden, ganze 3,5 Tage, für die ersten 350 Kilometer. Das entspricht 4,16 KM/H oder einer Pace von etwa 14:25. Viel Zeit, wenn man den Maßstab anderer Rennen ansetzt. Allerdings muss man, bei anderen Rennen, im Anschluss nicht weitere 650 Kilometer zurücklegen und kann geschundene Füße und Schlafmangel leichter in Kauf nehmen. Das Wichtigste ist es seinen Körper gesund zu halten und bei Kräften zu bleiben. Ich plane daher regelmäßig kürzere Pausen einzulegen, um z.B. die Füße zu trocknen, nachzucremen wo es nötig ist und den schweren Rucksack mal für ein paar Minuten absetzen zu können.
Nehmen wir als Beispiel an ich laufe 2 Stunden und 45 Minuten und mache dann 15 Minuten Pause. Bedeutet 2 Stunden Pause pro Tag und meine benötigte Geschwindigkeit steigt auf 4,54 KM/H – immer noch harmlos.
Allerdings habe ich jetzt noch keine Zeit gehabt etwas zu Essen zu besorgen, mich einmal umziehen oder größere Körperhygiene zu betreiben. Rechne ich dafür eine weitere Stunde pro Tag ein, bin ich bei 4,76 KM/H. Zeit für Schlaf hatte ich jetzt noch nicht, dafür ziehe ich weitere 4 Stunden pro Tag ab und benötige nun ca. 5,88 KM/H oder eine Pace von 10:12. Damit komme ich pünktlich beim Checkpoint an und da ich die Pausen jetzt, vereinfacht, gleichmäßig über die Tage gelegt habe, sollte auch genug Zeit bleiben, um die Aidstation zu nutzen.
Zur Einordnung: Bei meinem letzten Goldsteig Lauf, über 160 Kilometer, lag meine Durchschnittspace in Bewegung (also ohne Pausen) bei 8:33, was für den ersten Platz gereicht hat. Da ist noch etwas Luft bis zur benötigten Pace, aber auch nicht mehr ewig viel. Auch wenn dies nur eine vereinfachte Überschlagsrechnung ist, macht es deutlich, das man nicht nachlässig werden darf.
Im weiteren Verlauf der Strecke werden die Cut-Offs etwas großzügiger, allerdings warten, besonders zwischen Gütenland und Seebachschleife einige anspruchsvolle Berge, so das man das Plus an Zeit auch nicht nur für Pausen opfern darf.
Nähere Informationen zur Streckenführung gibt es hier:
https://www.megarace.de/course/
Ich werde mich, in einer späteren Folge, näher mit den einzelnen Abschnitten beschäftigen. Im nächsten Teil möchte ich berichten, wie ich die Trainingszeit, bis zum Rennen nutzen möchte.